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Kosten für energetische Sanierungen

Politisch gefordert, aber unbezahlbar?

Ein Dach, die gleiche Maßnahme, zwei Kostenvoranschläge von ein und derselben Firma, einmal aus dem Jahr 2019 und noch einmal aus dem Jahr 2025. In dem uns vorliegenden Beispiel einer kompletten Dachsanierung für ein Zweifamilienhaus sind die Kosten innerhalb von sechs Jahren von rund 90.000 auf rund 150.000 Euro gestiegen. Wie kann das sein? Die steigenden Handwerkerkosten sind in aller Munde. Doch was das konkret für ein energetisches Sanierungsprojekt bedeutet, zeigt sich in dem Vergleich eines alten und eines aktuellen Angebots eines Dachdeckers. Die Gründe für die immensen Kostensteigerungen sind vielfältig.

Handwerk hat seinen Preis – und der steigt

In den vergangenen Jahren zeichnet sich eine deutlich überdurchschnittliche Preisentwicklung bei handwerklichen Dienstleistungen für Sanierung und Instandhaltung von Immobilien ab. Während der allgemeine Verbraucherpreisindex von 2020 bis 2024 um 19,3 Prozent gestiegen ist, verzeichnen spezifische Instandhaltungsleistungen teils drastisch höhere Preiszuwächse. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben sich allein im Zeitraum von 2020 bis 2024 beispielsweise Kosten für Klempnerarbeiten um 53,4 Prozent und Elektrikerarbeiten um 49,2 Prozent erhöht. Zwar gibt es keine bundeseinheitliche regelmäßig aktualisierte Datenquelle, die Handwerkerpreise in den einzelnen Gewerken umfassend dokumentiert. Zum Dachdeckerhandwerk lässt sich aber sagen, dass es laut dem Preisatlas Handwerk mit 72,23 Euro (2024) für eine Meisterstunde einen der höchsten Stundenlöhne unter den Handwerkern verzeichnet. Die Steigerung der Stundensätze für Dachdeckerarbeiten lagen in den vergangenen drei Jahren seit Veröffentlichung des Preisatlas Handwerk bei ungefähr 5 Prozent pro Jahr, was innerhalb der vergangenen sechs Jahre insgesamt einen Anstieg von 30 Prozent bedeuten würde.

Fachkräftemangel treibt die Preise weiter

Außerdem spielt der anhaltende Fachkräftemangel im Handwerk eine große Rolle. Gut ausgebildete Dachdecker sind rar, und der Nachwuchs lässt auf sich warten. Deutschlands Gesellschaft altert, und in den kommenden zehn Jahren werden rund 5 Millionen Menschen mehr in den Ruhestand gehen als neue Arbeitskräfte nachrücken. Das bedeutet, dass viele offene Stellen, etwa für Auszubildende, nicht besetzt werden können – eine Herausforderung nicht nur für Dachdecker, sondern für viele Branchen. Außerdem klagen viele Handwerkerverbände, dass nicht nur die Lohnkosten, sondern auch die Lohnzusatzkosten und Sozialabgaben deutlich gestiegen sind, was die Gesamtkosten pro Arbeitsstunde weiter in die Höhe treibt.

Gestiegene Materialkosten kommen hinzu

Hinzu kommen die Materialkosten: Dämmstoffe, Dachziegel, Bleche und Holz sind durch Lieferengpässe, gestiegene Energiepreise und geopolitische Krisen teils drastisch teurer geworden. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Materialkosten von 2020 bis 2024 – innerhalb von nur vier Jahren – durchschnittlich um 30,8 Prozent an.

Gesetzliche Anforderungen verteuern Sanierungsprojekte

Wer heute ein Dach saniert, muss die gesetzlichen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) einhalten, das 2020 eingeführt und 2024 überarbeitet wurde. Das Dach muss gegenüber beheizten Räumen zusätzlich gedämmt werden und Dachfenster müssen bestimmte Dämmwerte erreichen. Das ist gut für den Klimaschutz und bringt Einsparungen bei den Heizkosten, bedeutet aber einen höheren Aufwand und deutliche Mehrkosten bei der Sanierung.

Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sind die für das jeweilige Außenbauteil (zum Beispiel Dachfläche, Dachfenster) in der Anlage 7 GEG vorgeschriebenen Höchstwerte der Wärmedurchgangskoeffizienten einzuhalten. Praktisch bedeutet das, dass durch die zusätzliche Dämmschicht das ganze Dach ein wenig angehoben wird und etliche Zusatzarbeiten erforderlich sind. Zudem verlangt das GEG detaillierte Nachweise zur Einhaltung der energetischen Standards. Die Hinzuziehung eines Energieberaters und der Dokumentationsaufwand, den das GEG vorschreibt, verursachen ebenfalls zusätzliche Kosten.

Fördermittel gleichen nur Mehrkosten aus

Die vielbeschworenen staatlichen Fördermittel sind nur bedingt hilfreich. Um diese erfolgreich zu beantragen, reichen die Mindestanforderungen aus dem GEG nicht aus. Beispiel Dachfenster: Verlangt das GEG bei diesen einen Wärmedurchgangskoeffizienten (Uw-Wert) von 1,4 W/(m2 K) oder geringer, so bedarf es eines Wertes von 1,0 W/(m²K) oder geringer, um eine Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu erhalten. Als Faustregel gilt, dass diese anfallenden Mehrkosten zwar durch die Förderung ausgeglichen werden – im Falle eines Fenstertausches kann der BAFA-Zuschuss von 15 Prozent der förderfähigen Kosten aber nicht dabei helfen, die Kosten des eigentlichen Sanierungsprojektes zu reduzieren.

Angebotsvergleich wird schwieriger

Was die Suche verkompliziert: Früher konnte man Preise gut vergleichen, indem man sich von drei Handwerkerbetrieben Angebote einholte. Doch diese Zeiten sind vorbei, da es immer schwieriger wird, überhaupt drei Firmen in der Region zu finden, die einen so aufwendigen Kostenvoranschlag erstellen, wie es für eine Komplettsanierung eines Daches erforderlich ist. Einige Firmen sind bereits dazu übergegangen, Kostenvoranschläge in Rechnung zu stellen. Die dafür angefallenen Kosten werden nur bei einer Auftragsvergabe verrechnet.

Fazit von Anna Katharina Fricke, Referentin Presse und Kommunikation

„Dachsanierungen gehören zu den aufwendigsten und teuersten Projekten bei Haussanierungen. Doch die Preissteigerungen der letzten Jahre können Sanierungswillige regelrecht vom Hocker reißen. Energieeffizienz ist Pflicht – doch die Kosten für eine Dachsanierung sprengen in vielen Fällen den finanziellen Rahmen von Hauseigentümern. Während einkommensstarke Eigentümer die Kosten beispielsweise mit einem Kredit stemmen können, geraten Normalverdiener und Rentner an ihre finanziellen Grenzen. Für sie ist die energetische Sanierung keine Investition in die Zukunft, sondern eine existenzielle Bedrohung. Es droht eine soziale Spaltung: zwischen jenen, die modernisieren können – und jenen, die es nicht können, obwohl sie müssten.“

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