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Die Zukunft des Wohnens

Einsichten aus dem Mikrozensus 2022 und ihre Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft

Im Zusatzprogramm „Wohnen in Deutschland“ des Mikrozensus wurden im Jahr 2022 rund 1 Prozent der Haushalte in Deutschland zu Themen rund ums Wohnen befragt. Die Ergebnisse, die im ersten Quartal dieses Jahres veröffentlicht wurden, zeichnen ein umfassendes Bild des Wohnungsmarktes in Deutschland, das sowohl die Verhältnisse der Mieter- und Eigentümerhaushalte als auch spezifische Details zu Energieversorgung, Mietpreisen und Vermietergruppen unter die Lupe nimmt.

Fast 60 Prozent der Haushalte, die im Rahmen der Mikrozensus-Zusatzerhebung befragt wurden, leben zur Miete. Dieses Ergebnis unterstreicht die Bedeutung des Mietsektors im deutschen Wohnungsmarkt. Die Eigentümerquote steigt mit zunehmendem Alter, während jüngere Haushalte vermehrt zur Miete wohnen. Diese Tatsache ist ein Beleg für die Funktionalität des deutschen Mietwohnungsmarktes, der jungen Haushalten einen hohen Grad an Mobilität bietet, was vor allem in einer Lebensphase der Ausbildung und des Jobeinstiegs von großem Vorteil ist und die Situation hierzulande von anderen EU-Staaten abhebt. Auch der Anteil von Singles und Paaren, die zur Miete leben, ist höher, während Familien mit Kindern vermehrt in die eigenen vier Wände ziehen.

Energieversorgung und Nachhaltigkeit

Bei der Energieversorgung der Gebäude in Deutschland spielt Gas noch immer die zentrale Rolle, sowohl bei der Beheizung als auch bei der Warmwasserbereitung. Dies stellt nicht nur eine Herausforderung für die Energiewende dar, sondern wirft auch Fragen hinsichtlich der Umsetzung der im Gebäudeenergiegesetz verankerten Ziele auf. Eine gut ausgestaltete kommunale Wärmeplanung gewinnt somit nochmals an Bedeutung, da fossile Energien auf Basis von Kohle, Öl und Erdgas in Deutschland heute noch bis zu 80 Prozent der Energieversorgung ausmachen. Auch die Zukunft der Gasverteilernetze bei der Transformation bis 2045 sollte vor diesem Hintergrund zunehmend in den politischen Fokus rücken.

Mietpreise und Wohnungsgrößen

Die Untersuchung zeigt, dass Nettokaltmieten in ländlichen Regionen am niedrigsten sind, während die höchsten Mieten in den Top-7-Metropolen zu finden sind. Die Mietpreise bewegen sich je nach Region durchschnittlich zwischen 6,10 und 9,40 Euro pro Quadratmeter. Interessanterweise sind die Mieten in städtischen Kreisen höher als in kreisfreien Großstädten, was vorrangig auf die Auswirkungen der sogenannten Speckgürtelregionen zurückzuführen sein dürfte.

Mieterhaushalte leben überwiegend in mittelgroßen Mehrfamilienhäusern, wobei etwa zwei Drittel der Mietwohnungen in Gebäuden vor 1979 errichtet wurden. Angesichts des Ziels, bis zum Jahr 2045 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, müssen sich viele Mieter von nicht-sanierten Gebäuden auf umfangreiche Modernisierungsarbeiten in ihren Wohnhäusern einstellen.

Dies bedeutet insbesondere für private Vermieter, die den größten Teil der Mietwohnungen in Deutschland zur Verfügung stellen, eine Herausforderung: Häufig besitzen sie nur wenige Wohnungen und es ist ihnen meist nicht möglich, ein gesamtes Mehrfamilienhaus für die Modernisierung zu entmieten und den Mietern Alternativwohnungen anzubieten. Daher sind Modernisierungen, die wohnungsweise und in kleinen Etappen durchgeführt werden, oft die einzige Option, um die Energieeffizienz der Immobilien schrittweise zu verbessern.

Vermietergruppen und Mietbelastung

Private Vermieter bieten ihre Wohnungen im Schnitt für dieselben Preise an wie öffentliche Einrichtungen und sind somit günstiger als privatwirtschaftliche Unternehmen. Das liegt nicht zuletzt an durchschnittlich niedrigeren Nebenkosten. Diese Thematik gewinnt insbesondere in der Debatte über den Einfluss privater Vermieter auf den Wohnungsmarkt an Bedeutung, da diese Gruppe tendenziell zu einer Mäßigung der Marktdynamik beiträgt. Die Erkenntnisse aus der Befragung unterstreichen somit die Wichtigkeit, geeignete Rahmenbedingungen zu etablieren, die private Vermieter in ihrer Rolle bestärken und unterstützen.

Implikationen für Wohnungspolitik

Die Ergebnisse des Mikrozensus 2022 verdeutlichen die Notwendigkeit einer ausgewogenen Wohnungspolitik, die sowohl die Bedürfnisse der Mieter als auch die der Eigentümer berücksichtigt. Insbesondere die Herausforderungen im Bereich der Energieversorgung und Nachhaltigkeit werden in den kommenden Jahren sehr viel politisches Fingerspitzengefühl erfordern. Darüber hinaus ist eine differenzierte Betrachtung der Mietpreisentwicklung in verschiedenen Regionen Deutschlands nötig, um gezielte Unterstützungsmaßnahmen für bezahlbaren Wohnraum zu entwickeln.

Jakob Grimm
Referent für Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik